Und so etwas wie „zu viel Kunst“ gibt es nicht, oder? Ganz genau! Zu Gast ist heute eine Person, die eine ganz spezielle Beziehung zu Farben hat und deren Kunst eine besondere Ruhe ausstrahlt. Steigen wir ohne weitere Umschweife ein und begrüßen Owlcath:
Willkommen, Owlcath! Erzähl uns doch ein bisschen (oder wenn du magst auch mehr) über dich. Woher kommst du? Was machst du so?
Ich heiße Kate. Eigentlich mag ich aber Kathi lieber, weil es so viele Kates gibt. Ich komme aus Polen, dem Land der Konsonanten. Mein Spitzname macht es also auch für Menschen aus anderen Ländern einfacher! Owlcath entspricht mehr den Anforderungen eines „Markennamens“ – ich versuche, da für etwas Einheitlichkeit zu sorgen. Ich bin 34 Jahre alt und habe einen Master in Kunstgeschichte. Nach meinem Abschluss habe ich an der Akademie für bildende Künste Verpackung und Ölmalerei studiert. Jetzt arbeite ich schon seit geraumer Zeit als Grafikdesignerin für ein Grafikdesignstudio, das gleichzeitig als Werbeagentur tätig ist; meine Aufgaben erstrecken sich aber über viele verschiedene kreative Bereiche. Ich hoffe, dass ich mich irgendwann einmal selbstständig machen kann.
Wir möchten dir für dein Engagement in Destiny 2 und die ganze fantastische Kunst danken, die du für die Community geschaffen hast. Was hat dich am Spiel so fasziniert?
Definitiv die Grafik. Ich wollte schon lange Destiny spielen. Damals hatte ich aber leider keine Konsole, also habe ich mich erst einmal damit begnügt, mir Destiny-Accessoires zu kaufen – ohne das Spiel auch nur eine Sekunde gespielt zu haben. Als die Beta von Destiny 2 angekündigt wurde, habe ich mich sofort registriert. Seitdem bin ich nicht mehr davon losgekommen, und zwar nicht nur wegen der schieren Schönheit des Spiels, die ein konstanter Grund ist, sondern auch wegen des Gameplays und der Lore. Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen, wie verbunden ich mich mit dem Design, der Kunst und den Themen des Spiels fühle. „Jemand hat sich für Neue Haas als Font für das Interface entschieden!“, „Diese ausgewogene Geometrie!“, „Die Farbpalette von Nessus, einfach wow!“, „Antike Philosophie! Mythologie aus der ganzen Welt! Abstrakte Konzepte!“ – und so weiter und so fort. Diese besondere Kombination von Form und Bedeutung habe ich noch nie zuvor gesehen. Da ich eine besondere Schwäche für Erwachte und Gefallene habe, sind mir die Wirrbucht und die Träumende Stadt besonders ans Herz gewachsen. Die Ankündigung, dass Erweiterungsinhalte nicht mehr aus dem Spiel entfernt werden, hat mich daher echt erleichtert. „Letzter Wunsch“ ist für mich etwas absolut Einzigartiges, von dem ich einfach nicht genug kriegen kann. Die Musik, das Tempo, die Bewegungen meines Jägers – alles daran haut mich jedes Mal aufs Neue um.
Welcher ist dein Lieblingscharakter in Destiny? Welcher Teil ihrer/seiner Geschichte hat dich überzeugt? Und hast du diesen Charakter auch schon gemalt?
Wenn man sich mein Fanart-Portfolio so anschaut, wäre das wohl Uldren, jetzt bekannt als Krähe. Ich glaube, ich mag beide Sov-Geschwister gleichermaßen, aus jeweils anderen Gründen. Unsere Hüterinnen und Hüter halten die Balance zwischen den beiden Extremen, die sie darstellen. Krähe ist verletzlich und menschlich. Er erregt mein Mitgefühl und weckt in mir den Wunsch, ihn zu beschützen. Mara ist unerbittlich und zielgerichtet, was eine härtere Saite in mir zum Klingen bringt. Bezogen auf die Geschichte wäre jeder Charakter für sich genommen „weniger“ als beide in ihrer kontrastreichen Summe. Die Kunst lebt von Spannungen und Kontrasten. Meiner Meinung nach ist diese Linie, die zwischen beiden gezogen werden kann, diese Dualität wie bei den zwei Seiten einer Münze, ein Kunstwerk des Storytellings.
Jede Künstlerin und jeder Künstler hat einen eigenen Quell der Inspiration. Wer oder was ist deiner?
Solche Fragen sind immer die schwierigsten. Es kann wirklich alles sein, sogar so einfache Dinge wie der Effekt von Sonnenlicht auf einer bestimmten Oberfläche. Im Moment beschäftige ich mich bei meinen Gemälden viel mit der Wirkung von Licht, aber das wird auf die Dauer nicht reichen. Ich muss mich aus meiner Komfortzone bewegen und andere Gefilde erkunden. Wenn ich aktiv nach Inspiration suche, versinke ich einfach in zufälligen Bildern und beobachte, welche Gefühle am stärksten aufwallen und vielleicht einen kreativen Funken springen lassen. Meistens kommen die Ideen aber von alleine oder durch bestimmte Lieder oder Filmpassagen. Manchmal ist es die Beobachtung eines Moments oder eine einzelne Erinnerung. Ich habe einen riesigen Haufen an laufenden Arbeiten, weil die Ideen einfach schneller kommen, als ich sie in meiner Freizeit umsetzen kann. Ein paar davon sind fast fertig, während andere noch grobe Skizzen sind, bei denen ich auf einen besseren Flow warte.
Ich habe mir deine Kunst angesehen und gleich gedacht, dass deine ausgeglichene Farbpalette sehr gut zu Lightfall, der kommenden Erweiterung, passt. Worauf freust du dich am meisten bei Lightfall?
Ich freue mich auf so ziemlich alles bei Lightfall! Stimmt, die Farbpalette entspricht ganz meinen Vorlieben (beim Trailer zur Ankündigung musste ich quietschen). Ich kann’s kaum erwarten, mehr über Curruli zu erfahren – sie bringen eine ganz neue Ästhetik ins Spiel. Ich bin auch gespannt auf das große Finale bei „Die finale Form“. Das ist doch bei jeder Geschichte immer der beste Teil: Wenn alle Puzzlestücke an ihren Platz fallen, aber manches noch Raum für Vermutungen lässt.
Hast du ein bestimmtes Erlebnis in Destiny 2, das du mit uns teilen möchtest?
Etwas Denkwürdiges im oder außerhalb des Spiels, das mit der Destiny-Community zu tun hat? Da gibt es so viel. Aber zwei Erlebnisse sind wohl am wichtigsten: Das erste war ein TWAB mit meiner ersten richtigen Arbeit. Darauf waren Dorn und Lumina zu sehen. Das war der Anstoß für meine Aktivität in der Community. Bis dahin dachte ich, dass meine Gemälde nichts Besonderes waren. Das zweite war die für mich völlig unerwartete Einladung zur Community Artist Series! Die Einladung zum Community-Fokus ist für mich aber auch ein Meilenstein, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich fühle mich wirklich geehrt!
Wer sind deine Favoriten unter den Destiny-Künstlerinnen und -Künstlern? Wen sollte man sich mal genauer ansehen?
Noch so eine schwierige Frage. Die Destiny-Community quillt über vor wirklich talentierten Menschen. Es wird kaum überraschen, dass ich die Maler AviixeArt und Flauzino_FLZ erwähne. Wenn es um linearere Arbeiten geht, bewundere ich Plumli_Art. Sie hat eine Leichtigkeit im Umgang mit Linien, von der ich einfach nicht genug kriegen kann. Diese drei sind aber wirklich nur die Spitze des Eisbergs, der aus einer ganzen Community voller Kreativität und Talent besteht. Die Leute von D2ArtEvents sind eine wahre Naturgewalt und stellen viele meiner Kunstwerke bei ihren Events aus.
Wo können unsere Hüterinnen und Hüter deine Werke bewundern?
Irgendwelche letzten Worte?
An alle angehenden Künstlerinnen und Künstler: SCHÄMT EUCH NICHT FÜR EURE KUNST. ZEIGT SIE DER WELT, ansonsten werdet ihr es später bereuen! Das war wohl die wichtigste Message. Ansonsten möchte ich mich bei meiner Familie (und vor allem meinem mir immer zur Seite stehenden Ehemann), meinen Freunden und Bungie für dieses unglaubliche Abenteuer und all die Möglichkeiten bedanken!Außerdem möchte ich alle an das cfanproject und den Destiny Community Fanart-Kalender erinnern. Für 2023 wird bald etwas Neues angekündigt, bei dem ich ein wenig meine Hände im Spiel hatte! Jedes Jahr gehen alle Erlöse an das St. Jude Children’s Research Hospital!
Um die eingangs aufgeworfene Frage zu beantworten: „Zu viel Kunst“ gibt es nicht, also werden wir auch in Zukunft Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern in unserem Community-Fokus veröffentlichen. Und bei so vielen Hüterinnen und Hütern mit den unterschiedlichsten Talenten haben wir da schon jetzt eine ganz schön ansehnliche Warteschlange. Danke für euer Interesse und eure Unterstützung.
Ivan, Ende. Bis bald!